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Hiroshima mahnt. Atomwaffen verbieten.

Hiroshima mahnt - Atomwaffen verbieten!

Heute vor 80 Jahren, um 8:15 Uhr, ließ eine Boeing B-29 der US-Luftwaffe die erste Atombombe der Geschichte über der japanischen Stadt Hiroshima abwerfen. Die Explosion in etwa 600 Metern Höhe tötete sofort zwischen 70.000 und 80.000 Menschen – Männer, Frauen, Kinder, Kriegsgefangene, Verletzte in Krankenhäusern. Weitere Zehntausende starben in den folgenden Jahren an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Drei Tage später wurde auch Nagasaki von einer Atombombe getroffen.

 

Offiziell lautete die Begründung der US-Regierung: Die Bomben hätten eine langwierige Invasion Japans verhindert und damit das Leben hunderttausender amerikanischer Soldaten gerettet. Doch diese Rechtfertigung kam erst nach dem Krieg auf – und die angegebenen Opferzahlen stiegen im Lauf der Jahre auffällig an, von Hunderttausenden bis zu über einer Million. Historiker wie Gar Alperovitz[1] haben später dargelegt, dass Japan bereits militärisch am Ende war und sich angesichts der Zerstörung und der sowjetischen Kriegserklärung ohnehin kurz vor der Kapitulation befand.

 

Inzwischen gilt unter vielen Fachleuten als wahrscheinlich, dass der Einsatz der Bomben nicht militärisch notwendig war, sondern vielmehr politisch motiviert – als Machtdemonstration gegenüber der Sowjetunion. In der Biografie über Robert J. Oppenheimer heißt es dazu: „In der Abgeschiedenheit. Von Los Alamos hatte Oppenheimer von alldem keine Ahnung, wusste nichts von der leidenschaftlich geführten Debatte um die Kapitulationsbedingungen und auch nicht, dass der Präsident und sein Außenminister auf die Atombombe setzten: Sie wollten den Krieg vor der Intervention der Sowjetunion beenden und ohne die Frage der bedingungslosen Kapitulation klären zu müssen. Wir wissen nicht, wie Oppenheimer reagiert hätte, wäre ihm zu Ohren gekommen, dass der Präsident vor der geplanten Bombardierung Hiroshimas wusste, dass die Japaner Frieden wollten und dass der militärische Einsatz von Atombomben gegen Städte eine Option, aber keine Notwendigkeit war, um den Krieg noch im August zu beenden.“[2]

 

Wenn also selbst im Rückblick fraglich ist, ob der Abwurf der ersten Atombomben je gerechtfertigt war – wie können wir dann heute noch verantworten, dass tausende dieser Waffen weiterhin existieren, bereit zum Einsatz in einer Welt voller Spannungen und Unsicherheiten? 2021 ist es gelungen, die politischen Gremien der Stadt Delmenhorst für einen Beitritt zur weltweiten Organisation “Bürgermeister für den Frieden” zu motivieren, einst gegründet als kommunale Initiative zur Ächtung vom Atomwaffenwaffen. Im Jahr 2021 hat sich Delmenhorst zudem dem ICAN-Städteappell angeschlossen, mit dem sich Kommunen aus zahlreichen Ländern für das von der UNO beschlossene Atomwaffenverbot stark machen. Wie Ihr wisst, gehört Deutschland zu jenen Staaten, die sich bisher nicht zu einem Beitritt zu dieser wichtigen Abrüstungsinitiative entschließen konnten.

 

Sollten wir nicht längst den Mut gefunden haben, alle Atomwaffen weltweit endgültig zu verbieten?


[1]) Gar ALPEROVITZ: Atomic Diplomacy: Hiroshima and Potsdam. The Use of the Atomic Bomb

and the American Confrontation with Soviet Power. New York: Simon & Schuster 1965.

[2] Vgl. Kai Bird – Martin J. Sherwin: J. Robert Oppenheimer. Die Biografie. 8. Auflage 2023. Seite 297.

 

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